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2009/11/19

Presseecho - 19.11.2009

"Mehr Geld für Bildung ist möglich"

Coburg - Mit dem Banner "Coburg brennt - Bildung geht uns alle an" marschierten rund 200 Studenten am gestrigen Dienstag bei einer Spontan-Demonstration durch die Coburger Innenstadt. Der Protestzug schloss sich an eine Veranstaltung an, die als "Vorlesung unter freiem Himmel" auf dem Schlossplatz deklariert war.

"Wir demonstrieren bis die Landesregierung etwas tut oder bis sie abgesetzt ist", machte Pascal Bächer, einer der streikenden Studenten, bei seiner Eröffnungsrede deutlich. Denn mit den Forderungen nach Abschaffung der Studiengebühren und der Reform des Bildungssystem werde Raum für eine Weiterentwicklung geschaffen. "Auch die Unis in Bamberg und Erlangen haben sich den bayernweiten Protesten inzwischen angeschlossen", erklärte er den jubelnden Demonstranten, die sich es sich mit Kaffee auf Stühlen und so mancher Parkbank, die sie vor den Arkaden aufbauten, gemütlich gemacht hatten.

Seit knapp einer Woche besetzen Studenten den Hörsaal 5.1 an der Coburger Hochschule und wollen mit den Protesten Aufmerksamkeit auf ihre Forderungen lenken. Wie Daniel Schwab, einer der Gäste von 5.1, vor versammelter Mannschaft erklärte, findet in dem Raum jeden Abend eine offene Plenumssitzung statt, bei der das weitere Vorgehen erörtert werde. So seien schon kleine Erfolge, wie zum Beispiel Änderungen der Öffnungszeiten von Mensa und Bibliothek an der Hochschule, erreicht worden, "aber wir haben größere Ziele", betonte er.

Die Studenten fordern an der Hochschule vor allem mehr Räume, mehr Mitspracherecht und mehr Einblick in die Finanzen. "Wir wollen wissen, was mit unseren Studiengebühren passiert", machte er deutlich. Auch landesweite Ziele, wie Reformierung des Bachelor- und Master-Systems, der Wegfall von Zugangsbeschränkungen oder die Möglichkeit, auch ohne Kredite in die Arbeitswelt starten zu können, stehen laut Schwab auf der Liste der Studenten. "Die Zeit bislang war anstrengend und wir hatten wenig Schlaf. Aber es ist ein schönes Gefühl, Demokratie zu leben und für Veränderungen einzutreten", beschreibt er die Zeit des Streiks.

Auch Susan Biedefeld schloss sich den Protesten an. "Sie sitzen hier zurecht", machte die SPD-Landtagsabgeordnete den Studenten Mut und signalisierte nicht nur durch eine Spende in die Streikkasse, dass sie die Ziele gutheißt: "Ich packe meinen Schlafsack und übernachte mit ihnen im Hörsaal", sicherte die Politikerin ihre Unterstützung zu.

Bayern spiele eben nicht in der Champions-League, wenn es um Bildung geht und deshalb müssten die Studenten für Verbesserungen kämpfen. "Wer zehn Milliarden Euro über Nacht für eine Bank ausgibt, um Missmanagement abzufangen, der kann nicht sagen, dass kein Geld da ist", kritisierte sie. Als Mitglied des Haushaltsausschusses im Landtag sehe sie, wofür finanzielle Mittel ausgegeben werden. Deshalb könne sie sagen: "Mehr Geld für Bildung ist möglich."

Martina Weyh von den Coburger Grünen versprach: "Die Coburger Grünen unterstützen euch. Denkt frei!" Die unter dem Namen "Frau K." angekündigte Studentin, die bei der Vorlesung unter freiem Himmel ebenfalls ihre Meinung äußerte, schlüpfte in ihrem Vortrag in die Rolle der deutschen Bildungspolitik und forderte die Studenten auf: "Werdet wieder ungemütlich, kämpft für euer Recht, denn ihr langweilt mich!"

Mit Geschichten aus seinem Studentenleben erinnerte Jürgen Werobèl La Rochelle an die Proteste aus den 1960er Jahren. Stellvertretend für Dozenten der Hochschule übernahm er die Rolle auf dem Schlossplatz-Podest und referierte aus seinem Seminar "Privater Reichtum, öffentliche Armut". Dabei verwies er darauf, dass nicht nur das deutsche Bildungssystem reformiert werden müsse. Es sollte auch für jene gekämpft werden, die nicht fordern könnten, und so rief er zu einer Spende für eine afrikanische Grundschule auf. hök



Quelle: www.np-coburg.de